Die dreimalige Injektion eines neuen Impfstoffs gegen den Typ 16 des humanen Papillomavirus (HPV) hat in einer Phase-2-Studie bei fast allen Patientinnen zu einem Rückgang der zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN3) geführt. Die Ergebnisse wurden in Clinical Cancer Research vorgestellt.
Die bisher zugelassenen Impfstoffe können jüngere Frauen vor einer chronischen Infektion mit humanen Papillomaviren schützen, die die wichtigste – wenn nicht einzige – Ursache für das Zervixkarzinom sind. Für eine therapeutische Anwendung sind die Impfstoffe jedoch nicht zugelassen.
Wenn es bereits zu CIN3-Läsionen gekommen ist, die die Entstehung eines Zervixkarzinoms wahrscheinlich machen, besteht die Behandlung in der Regel in einer Konisation, bei der die Schleimhaut der Zervix mit den Läsionen entfernt wird.
Eine Alternative könnte künftig in einer therapeutischen Impfung bestehen, sofern sich die jetzt publizierten Ergebnisse in einer Phase-3-Studie bestätigen sollten. Der Impfstoff des niederländischen Herstellers ViciniVax, ein Spin-off des Universitair Medisch Centrum (UMC) Groningen, besteht aus einem Semliki-Forest-Virus, das bei Nagetieren eine tödliche Enzephalitis auslösen kann, für den Menschen aber ungefährlich ist.
Die niederländischen Forschenden haben außerdem die Gene entfernt, die das Virus für eine Replikation benötigt. Stattdessen wurden die Gene für die Oberflächen-Proteine E6 und E7 von HPV-16 eingebaut. HPV-16 ist für die meisten Zervixkarzinome verantwortlich.
Die Viren tragen die beiden Proteine auf ihrer Virushülle. In der Phase-1-Studie kam es nach drei intramuskulären Injektionen von VVAX001 bei allen zwölf Teilnehmerinnen zu einer starken Immunreaktion (Molecular Therapy 2021).
In der Phase-2-Studie wurden die Auswirkungen auf die CIN 3-Läsionen bei 18 Patientinnen untersucht, bei denen eine Infektion mit dem HPV-Typ 16 nachgewiesen war. Wie das Team um Refika Yigit von UMC-Groningen berichtet, wurde bereits drei Wochen nach der dritten Impfdosis in der Kolposkopie bei 17 der 18 Patienten (94 %) eine Verkleinerung der CIN 3-Läsionen beobachtet.
Bei sechs Patientinnen kam es laut Yigit zu einer Rückbildung der CIN 3- zu einer CIN 1-Läsion und bei drei weiteren Patientinnen sogar zu einer völligen Abheilung der Läsionen.
Bei den anderen neun Patientinnen wurde eine Konisation durchgeführt. Bei der Aufarbeitung zeigte sich nach Angabe von Yigit, dass vier dieser Patientinnen frei von dysplastischen Zellen waren, so dass es auch bei ihnen ohne Konisation vermutlich zur Abheilung gekommen wäre.
Bei zehn von 16 Patientinnen fielen auch die Tests auf HPV 16 negativ aus, so dass nicht mehr mit einem Rückfall zu rechnen ist. Tatsächlich kam es nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 20 Monaten zu keinem einzigen Rezidiv.
Wenn sich die Ergebnisse in einer Phase-3-Studie bestätigen sollten, können Frauen mit CIN 3-Läsionen zunächst mit VVAX001 geimpft werden. Yigit hält es für möglich, dass danach bei jeder zweiten Patientin auf eine Konisation verzichtet werden könnte.
Quelle: aerzteblatt.de