Die psychische Gesundheit nach der Geburt sollte in der gynäkologischen Nachsorge grundsätzlich Beachtung finden. Alleine im Jahr 2024 entwickelten rund 20 % der Mütter nach der Geburt psychische Probleme unterschiedlichster Ausprägung. Eine aktuelle Studie der TU Dresden belegt nun, dass eine gezielte teilstationäre Mutter-Kind-Therapie wirksam dagegen vorgehen kann. Die Forschung zeigt: Interaktionsfokussierte Therapien reduzieren nicht nur depressive Symptome und Ängste bei den Müttern, sondern wirken sich auch positiv auf die Entwicklung der Kinder aus. Die Effekte bleiben bis zu einem Jahr nach Behandlungsende stabil. Expertinnen und Experten fordern mehr flächendeckende Hilfsangebote und ein systematisches Screening, um betroffene Frauen frühzeitig zu identifizieren und zu unterstützen.
Interaktionstherapie verbessert psychische Gesundheit nach der Geburt
Die gynäkologische Nachsorge nach der Geburt ist fest etabliert. Dabei sollten nicht nur Geburtsverletzungen und zukünftige Verhütung thematisiert werden, sondern auch die psychische Gesundheit der Mutter im Fokus stehen. Eine Studie der TU Dresden zeigt nun, wie Müttern mit psychischen Problemen nach der Geburt durch gezielte teilstationäre Mutter-Kind-Therapie geholfen werden kann.
Jede fünfte Mutter betroffen
Im Jahr 2024 gab es ungefähr 677.000 Geburten in Deutschland. Rund jede fünfte Mutter entwickelt nach der Geburt psychische Probleme – also etwa 135.000 Frauen jährlich. Viele fühlen sich überfordert, hilflos oder haben Schwierigkeiten, eine Bindung zum Kind aufzubauen.
Erfolgreiche Therapieansätze wissenschaftlich belegt
Die neue Studie der Technischen Universität Dresden belegt nun die Wirksamkeit gezielter Hilfsangebote. „Wenn sich Mütter belastet oder allein gelassen fühlen, spürt das auch das Kind“, erläutert Professorin Dr. med. Kerstin Weidner, Gründerin der Mutter-Kind-Tagesklinik und Direktorin der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums an der TU Dresden.
Umfangreiche Studienergebnisse
In der Studie wurden 348 Mütter mit psychischen Erkrankungen – darunter Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen – im ersten Jahr nach der Geburt begleitet. Die durchschnittlich 32-tägige interaktionsfokussierte Therapie umfasste Einzel- und Gruppensitzungen sowie gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Mutter-Kind-Beziehung. Durch Videoanalysen und gemeinsame Übungen lernten die Frauen, die Bedürfnisse ihrer Kinder besser wahrzunehmen.
Langfristige positive Effekte
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Bereits bei Entlassung waren depressive Symptome, Ängste und wahrgenommener Stress deutlich reduziert.
„Diese positiven Effekte blieben bis zu einem Jahr nach der Therapie stabil“
Dr. Susann Steudte-Schmiedgen, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik der TU Dresden
Zudem zeigte sich: Je besser sich der psychische Zustand der Mutter entwickelte, desto geringer waren Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern.
Versorgungslücken schließen
Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse fehlt es an flächendeckenden spezialisierten Angeboten für belastete Mütter. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie (DGPM) fordert mehr niederschwellige Hilfsangebote, das Tageskliniken wie die in Dresden noch immer eine Seltenheit in Deutschland darstellen. Professor Dr. med. Hans-Christoph Friederich, Vorsitzender der DGPM, betont: „Wir appellieren an das Gesundheitssystem, ein Screening zu etablieren, um in dieser sensiblen Lebensphase Leiden zu verhindern und Familien nachhaltig zu stärken.“
KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh
Originalpublikation: Steudte-Schmiedgen S, Bergunde L, Frohberg J et al. Treatment of women with postpartum mental disorders in a day clinic mother-baby unit and the effect on child behavioural problems – A 1-year follow-up. Int J Clin Health Psychol 2025; 25(2): 100587
Quelle: Pressemitteilung der DGPM vom 14.08.2025: Psychisch krank nach der Geburt
Weiterlesen: