Tumor in der Schwangerschaft – Ein Blick in die Leitlinie

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Schwangere Frau in einem Krankenhausflur, die ihren Babybauch hält.
Quelle: © Adobe Stock / WavebreakMediaMicro

Gynäkologische Krebserkrankungen während der Schwangerschaft stellen eine seltene, aber große Herausforderung für Betroffene und Behandelnde dar. Von 100.000 schwangeren Frauen erhalten 2-5 eine Ovarial-, Zervix- oder Vulvakarzinom-Diagnose. Die aktualisierten ESGO/INCIP-Leitlinien bieten einen multidisziplinären Handlungsrahmen, der auf wissenschaftlicher Evidenz und internationalem Konsens basiert. An der Entwicklung waren über 20 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Ländern sowie zwei betroffene Frauen beteiligt.

Empfehlung zur Behandlung in spezialisierten Zentren

Die Leitlinien betonen die Notwendigkeit, Diagnostik und Therapie in spezialisierten Zentren durchzuführen, in denen unterschiedliche Disziplinen vertreten sind. Die Behandlung sollte sich weitestmöglich an den Standards für nicht-schwangere Patientinnen orientieren, aber individuell angepasst werden. Dabei spielen nicht nur die gynäkologische und onkologische Beratung eine wichtige Rolle, auch peri- und neonatologische Perspektiven seien essenziell. Die betroffene Frau und ggf. ihre Partnerperson sollen engmaschig beraten und in alle Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.

Diagnostik, operative und systemische Therapie

Die Bildgebung sollte primär mittels Ultraschall und, bei unklaren Befunden, durch MRT ohne Gadolinium erfolgen. Operative Eingriffe sind in allen Trimestern möglich, sollten aber möglichst minimal-invasiv und unter Vermeidung von Uterusmanipulationen erfolgen. Eine Chemotherapie sollte erst ab der 12. Schwangerschaftswoche eingesetzt werden. Bei Keimzelltumoren wird Cisplatin, bei epithelialen Ovarialtumoren Carboplatin empfohlen – die Dosierung hängt vom Körpergewicht der schwangeren Frau ab.

Engmaschige Nachsorge dringend empfohlen

Vom Arzt verursachte Frühgeburten sollten vermieden werden. Der Entbindungsmodus richtet sich nach Art und Lokalisation des Tumors. Nach der Geburt sollten die Patientin und ihr Kind eine umfängliche Betreuung erhalten, empfohlen wird insbesondere auch eine psychosoziale Begleitung, die die Familie miteinschließt. Der Säugling erhält ein spezifisches Monitoring, u.a. beispielsweise einen Hörtest, und idealerweise ein strukturiertes Langzeit-Follow-up.

Multidisziplinäres Vorgehen essenziell

Die aktualisierten ESGO/INCIP-Leitlinien schaffen eine evidenzbasierte Grundlage für die Behandlung schwangerer Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren und präzisieren die Empfehlungen für alle Aspekte der Versorgung – die Diagnostik, operative sowie system- und strahlentherapeutische Maßnahmen, die Geburt und die Nachsorge von Mutter und Kind. Im Vergleich zu früheren Leitlinien wird insbesondere das multidisziplinäre Vorgehen und die Wichtigkeit psychosozialer Betreuung betont, um die Versorgung dieser besonders komplexen Patientengruppe zu verbessern.

Julina Pletziger

Originalpublikation: Leitlinie des IJGC

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