Forschende des Universitätsklinikums Münster haben einen wichtigen Zusammenhang zwischen Scharlachinfektion bei Säuglingen und lebensbedrohlichen Brustentzündungen bei stillenden Müttern thematisiert. Der Erreger Streptococcus pyogenes kann beim Stillen vom Kind auf die Mutter übertragen werden und schwere Komplikationen verursachen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen Handlungsleitfaden entwickelt: Bei Scharlachverdacht sollte ein Schnelltest erfolgen, bei positivem Befund erhält der Säugling Antibiotika und das direkte Stillen wird für 24 Stunden unterbrochen. Die Studie wurde in „The Lancet – Infectious diseases“ veröffentlicht.
Forschende des UKM publizieren zum Übertragungsweg für gefährliche Streptokokken-Infektion
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Münster (UKM) haben einen wichtigen Zusammenhang zwischen kindlichem Scharlach und schweren Brustentzündungen bei stillenden Müttern im Rahmen einer Publikation aufgearbeitet. Dr. Sonja Dahmann, Funktionsoberärztin der Klinik für Plastische Chirurgie am UKM, beschrieb zusammen mit Forschenden aus dem UKM-Brustkrebszentrum einen Fall, bei dem der Scharlach eines Säuglings zu einer lebensbedrohlichen Brustentzündung der Mutter führte.
Die Forschungsarbeit basiert auf dem eigenen Fallbeispiel, einer umfassenden Literaturanalyse, bei der weltweit sechs weitere Fälle identifiziert wurden, sowie auf dem intensiven Austausch mit Dr. Joke Tio und Dr. Carl Opitz aus dem Brustzentrum des UKM und dem Referenzzentrum für Streptokokken der Universität Aachen. Die renommierte Wissenschaftszeitschrift „The Lancet – Infectious diseases“ hat die Ergebnisse nun veröffentlicht.
Lebensbedrohliche Infektion durch Stillen übertragen
„Wir wollten mit unserer Forschung vor allem einen Beitrag zur Frauengesundheit leisten, einem Medizinbereich, der auch heute noch wissenschaftlich unterrepräsentiert ist. Durch das Beleuchten der Erregerübertragung beim Stillen möchten wir aber keinesfalls vom Stillen entmutigen.“
Dr. Sonja Dahmann
Im Frühling 2023 behandelte das Team eine stillende Mutter mit einer lebensbedrohlichen Streptokokken-Infektion der Brust. „Medizinisch sprechen wir von einem Streptokokken-induzierten toxischen Schock-Syndrom, kurz STSS“, erklärt Dahmann. „Ungefähr die Hälfte der Erkrankten überleben eine solche Infektion nicht.“
Die 35-jährige, ansonsten gesunde Frau wurde in kritischem Zustand ans UKM überwiesen. In ihrer teilweise abgestorbenen Brust fand sich Streptococcus pyogenes, der Erreger von Scharlach. Insgesamt waren vier Operationen nötig, um das Leben der Patientin zu retten und ihre Brust wiederherzustellen.
Neue Handlungsempfehlungen für Behandelnde
Bisher war offenbar niemandem bewusst, dass durch den Stillvorgang die Scharlach-Erreger vom Kind auf die Mutter übertragen werden können. Die Forschenden haben nun einen Leitfaden entwickelt:
„Bei typischen Anzeichen für Scharlach – Erdbeer-rote Zunge und Rachen, Fieber und Abgeschlagenheit – ist ein Schnelltest sinnvoll. Wenn Scharlach bestätigt wird, erhält der Säugling umgehend eine antibiotische Behandlung. In den ersten 24 Stunden der Antibiotikatherapie wird das Stillen unterbrochen und das Kind z. B. mit abgepumpter Muttermilch gefüttert. Danach kann mit minimiertem Risiko das Stillen fortgesetzt werden“, schließt Dahmann.
Ki-gestützt, redaktionell bearbeitet nh
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