Patientenakzeptanz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen

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Symbolbild, Arzt bedient eine Projektion mit verschiedenen medizinischen Icons vor sich
Quelle: Murada – stock.adobe.com

Künstliche Intelligenz (KI) ist aus der medizinischen Forschung und Praxis nicht mehr wegzudenken. Während die Einstellungen von Ärztinnen und Ärzten zur KI bereits vielfach erforscht wurden, fehlte bislang eine umfassende Erhebung der Perspektiven von Patientinnen und Patienten. Ein internationales Team um die Technische Universität München (TUM) hat diese Lücke nun geschlossen.

Die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen wird bisher vor allem aus Sicht von Fachpersonal diskutiert. Doch wie denken Patientinnen und Patienten darüber? Um diese zentrale Frage zu beantworten, hat ein internationales Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) gemeinsam mit dem COMFORT-Konsortium eine groß angelegte Querschnittsstudie initiiert. Zwischen Februar und November 2023 wurden weltweit 13.806 Patientinnen und Patienten in 74 Kliniken aus 43 Ländern auf sechs Kontinenten befragt. Damit war ein eine der bisher größten internationalen Erhebungen. Ziel der Studie war es, ein möglichst umfassendes und repräsentatives Bild der Einstellungen, Wünsche und Bedenken von Patientinnen und Patienten gegenüber KI-Anwendungen in der Medizin zu gewinnen. Die Befragung erfolgte gezielt in radiologischen Abteilungen, um eine breite Krankheitsvielfalt und unterschiedliche Gesundheitszustände abzubilden.

Zentrale Ergebnisse der COMFORT-Studie

  • Grundsätzlich positive Haltung: 57,6 % der weltweit befragten Patientinnen und Patienten sehen den Einsatz von KI in der Medizin positiv. Die Zustimmung ist bei Männern (59,1 %) etwas höher als bei Frauen (55,6 %).
  • Technikaffinität fördert Akzeptanz: Wer sich selbst als technikaffin einschätzt oder bereits über KI informiert ist, steht dem Einsatz deutlich offener gegenüber (bis zu 83,3 % Zustimmung).
  • Kritik bei schwerer Erkrankung: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto kritischer wird KI gesehen. Über die Hälfte der schwer Erkrankten äußert sich negativ zur Medizin-KI.
  • Erklärbarkeit und ärztliche Kontrolle gewünscht: 70,2 % wünschen sich erklärbare, nachvollziehbare KI-Anwendungen. 72,9 % möchten, dass die finale Entscheidungsgewalt weiterhin bei Ärztinnen und Ärzten liegt. Diagnosen, die ausschließlich von KI gestellt werden, werden nur von 4,4 % befürwortet.

Unterschiede zwischen Betroffenengruppen

Die Studie zeigt, dass die Akzeptanz von KI in der Medizin nicht nur vom individuellen Gesundheitszustand, sondern auch von weiteren Faktoren abhängt. Frauen und Patientinnen und Patienten mit schlechterem Gesundheitszustand äußerten sich signifikant skeptischer gegenüber dem Einsatz von KI als Männer und Gesunde. Besonders hoch ist die Zustimmung unter technisch affinen Patientinnen und Patienten sowie bei jenen, die sich bereits gut mit KI auskennen – hier lag die Zustimmung bei bis zu 83,3 %.

Technikaffinität und Wissen über KI fördern die Akzeptanz deutlich: Wer viele technische Geräte nutzt oder sich gut mit KI auskennt, bewertet deren Einsatz im Gesundheitswesen besonders positiv. Dies legt nahe, dass gezielte Aufklärung und Informationsangebote die Akzeptanz von Medizin-KI weiter steigern könnten – ein wichtiger Aspekt für die ärztliche Kommunikation und Patientenberatung.

Implikationen für die ärztliche Praxis

Für 70,2 % der Befragten ist es besonders wichtig, dass die Entscheidungswege von KI-Systemen nachvollziehbar und erklärbar sind. Auch wenn eine höhere diagnostische Genauigkeit möglich wäre, würden viele Patientinnen und Patienten der erklärbaren, transparenten KI den Vorzug geben. Dies stellt eine klare Anforderung an die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen im klinischen Alltag.

Für die Entwicklung und den Einsatz von Medizin-KI ist die Akzeptanz der Patientinnen und Patienten entscheidend. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere bei schwer erkrankten Menschen besondere Sensibilität gefragt ist. Transparenz, Nachvollziehbarkeit und die Einbindung der ärztlichen Expertise bleiben zentrale Anforderungen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Erklärbarkeit von Anfang an mitgedacht werden muss. Die Akzeptanz steigt, wenn Patientinnen und Patienten verstehen, wie KI zu einer Entscheidung kommt.“

Dr. Felix Busch, Erstautor der Studie und Assistenzarzt an der TUM

Ausblick

Die Studienautorinnen und -autoren weisen darauf hin, dass sich die Einstellungen zur KI im Gesundheitswesen mit der rasanten technologischen Entwicklung weiter verändern können. Laufende Folgebefragungen sollen diese Entwicklungen abbilden und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten noch besser erfassen.

Quelle: Technische Universität München (München, 03. September 2025). Weltweite Studie zeigt Unterschiede in der Akzeptanz Künstlicher Intelligenz:
Wie Patientinnen und Patienten zu Medizin-KI stehen
. [Pressemitteilung].

Originalpublikation: Busch F, Hoffmann L, Xu L, Zhang LJ, Hu B, García-Juárez I, Toapanta-Yanchapaxi LN, et al. Multinational Attitudes Toward AI in Health Care and Diagnostics Among Hospital Patients. JAMA Netw Open. 2025 Jun 2;8(6):e2514452. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.14452. [Paper]

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