Neue Leitlinie zu Lichen sclerosus informiert umfassend

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Subepidermale Sklerose und bandförmige Entzündung bei Lichen sclerosus unter dem Mikroskop, charakteristische Hautveränderung.
Quelle: Davia A Litman - stock.adobe.com

Die neue S3-Leitlinie zur Therapie von Lichen sclerosus empfiehlt hochpotente topische Glukokortikoide als Mittel der ersten Wahl. Diese chronische Hauterkrankung im Genitalbereich äußert sich durch Juckreiz, Schmerzen und narbige Veränderungen, die besonders die Lebensqualität beeinträchtigen können. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, doch die Erkrankung wird oft nicht erkannt. Die Leitlinie, gemeinsam von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe entwickelt, betont die Wichtigkeit frühzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung. Neben der medikamentösen Therapie werden auch interdisziplinäre Behandlungsteams und umfassende Schulungen der Betroffenen empfohlen, um Folgeschäden zu vermeiden und die Therapietreue zu verbessern.

Klinisches Bild und Epidemiologie

Lichen sclerosus (LS) manifestiert sich durch juckende oder schmerzende Rötungen im Genitalbereich, Aufhellung der Genitalhaut und narbige Veränderungen der Genitalarchitektur. Die chronisch verlaufende, entzündliche Dermatose betrifft Frauen, Männer und Kinder, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind. Die Prävalenz wird auf 0,1 % bis 3 % geschätzt, variierend zwischen Kindern und postmenopausalen Frauen.

Im fortgeschrittenen Stadium zeigen sich elfenbeinfarbene, ovale und scharf umschriebene Papeln und Plaques im Anogenitalbereich. Die Haut wird dünner (Atrophie) und verletzlicher, später bildet sich Narbengewebe. Bei Frauen kann es zur Verengung des Scheideneingangs kommen, was Dyspareunien verursacht oder den Geschlechtsverkehr unmöglich macht. Männer klagen häufiger über Schmerzen und Vorhautverengung mit sexueller Dysfunktion.

Hohe Relevanz der Früherkennung

„Früherkennung und Therapie sind das A und O. Zudem muss konsequent behandelt werden, denn Folgeschäden können für die betroffenen Menschen massiv sein“, erklärt Dr. med. habil. Gudula Kirtschig, Dermatologin am Medbase Gesundheitszentrum Frauenfeld (Schweiz).

Topische Glukokortikoide als Erstlinientherapie

Die Leitlinie empfiehlt topische Glukokortikoide der Klasse III oder IV wie Clobetasolpropionat 0,05 % oder Mometasonfuroat 0,1 % Salbe als bevorzugte Behandlung, sowohl bei akuten Schüben als auch in der Erhaltungstherapie. „Das Wort Kortison ruft noch immer bei vielen Menschen Ängste hervor. Diese sind aber bei lokaler Anwendung im Bereich der äußeren Genitalhaut aufgrund der begrenzten Fläche unbegründet“, sagt Prof. Dr. med. Linn Wölber, Koordinatorin der Leitlinie.


Leitlinie: S3-Leitlinie Lichen sclerosus (AWMF-Reg.-Nr. 013-105), Version 1.0, 06/2025

Europäische Leitlinie: Kirtschig G et al. EuroGuiDerm guideline on lichen sclerosus, 2023

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Ergänzende Therapieoptionen

Emollientien können nach initialer Behandlung mit topischen Glukokortikoiden zusätzliche Linderung bewirken. „Wir empfehlen unseren Patientinnen und Patienten mindestens zweimal täglich Emollientien aufzutragen, um die Hautbarriere zu stärken“, ergänzt Kirtschig.

Bei Jungen und Männern wird bei unzureichendem therapeutischen Effekt eine vollständige Zirkumzision (Entfernung der Vorhaut) empfohlen.

Interdisziplinäre Versorgung

„Für die Behandlung des LS bräuchte es idealerweise interdisziplinäre Teams oder LS-Zentren mit fachübergreifenden Teams.“

Prof. Dr. med. Silke Hofmann, Direktorin des Zentrums für Dermatologie am HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal.

Nach internationalem Vorbild sollten im Rahmen der Diagnostik und Behandlung Spezialistinnen und Spezialisten aus Dermatologie, Gynäkologie, Urologie, Kinderchirurgie, Physiotherapie, Psychotherapie und Sexualtherapie zusammenarbeiten. Die Leitlinie betont zudem die Bedeutung umfassender Schulungen von Patientinnen und Patienten zur Verbesserung der Therapietreue und zum konstruktiven Umgang mit der Erkrankung. Zur Schulung des Fachpersonals wird zudem eine Präsentation zur Verfügung gestellt.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Quellen:

  1. Pressemitteilung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. vom 08.09.2025: Chronische Hauterkrankung im Genitalbereich: Neue Leitlinie zu Lichen sclerosus empfiehlt Kortikoidtherapie als Mittel der 1. Wahl
  2. Leitlinie: S3-Leitlinie Lichen sclerosus (AWMF-Reg.-Nr. 013-105), Version 1.0, 06/2025

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