Jugendgynäkologie stärkt Mädchen gegen Mediendruck

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Mädchen in der Pubertät mit Smartphone, Social Media Kommentare beeinflussen Selbstwahrnehmung.
Quelle: Kaspars Grinvalds - stock.adobe.com

Zum Weltmädchentag 2025 rückt einmal mehr ins Bewusstsein, wie stark äußere Einflüsse und ein stetig wachsender Perfektionsdruck auf heranwachsende Mädchen wirken. Soziale Medien, bearbeitete Bilder und vermeintliche Optimierungsstandards verstärken Vergleiche und verunsichern in einer Lebensphase, die ohnehin von tiefgreifenden körperlichen und psychischen Veränderungen geprägt ist. Die Folge: zunehmende Körperunsicherheit, Angst, depressive Symptome und ein erhöhtes Risiko für Essstörungen. Umso wichtiger sind niedrigschwellige, verlässliche Informations- und Beratungsangebote, wie sie beispielsweise in der gynäkologischen Praxis angeboten werden können.

Psychische Belastungen bei Mädchen nehmen weltweit zu

Internationale Analysen zeigen seit Jahren hohe und teils steigende Belastungen durch Angststörungen, Depressionen und Essstörungen im Jugendalter; häufig mit einem Geschlechtergefälle zulasten von Mädchen. Diese Daten bieten eine robuste globale Einordnung jenseits nationaler Grenzen. Als bekannter Beschleuniger dieses anhaltenden Trends gilt die Corona-Pandemie, die durch Isolationen und verstärkten Medienkonsum den Vergleichsdruck sowie Körperunsicherheiten deutlich verstärkt hat.

Digitales Umfeld als wichtiger Faktor

Gerade der immer weiter zunehmende Medienkonsum gepaart mit Unwissenheit über die Realitätsverzerrung, die in der „digitalen Welt“ stattfindet, wird für junge Mädchen häufig zur gefährlichen Kombination. Guidance-Dokumente und Übersichtsarbeiten der WHO verweisen auf die Risiken intensiver Bildschirm- und Social-Media-Nutzung für die psychische Gesundheit, empfehlen Medienkompetenzförderung und präventive Maßnahmen in Schule, Gesundheitssystem und Familie. Sie betonen, dass gerade die Nutzung von Social Media bei Mädchen häufig zum Problem werden kann.

Einfluss von Social Media auf Körperideale und Essverhalten

Plattformen wie TikTok und Instagram zeigen häufig ein verzerrtes Bild von Weiblichkeit und Pubertät und suggerieren, der weibliche Körper müsse jederzeit optimiert werden. So müssen sich bereits 12- bis 14-jährige Mädchen online mit bearbeiteten Bildern vergleichen und erleben einen erheblichen Perfektionsdruck. Trends wie „SkinnyTok“ propagieren schlanke bis extrem dünne Körper als Ideal; in vielen Beiträgen werden Diättipps geteilt, Mahlzeiten stark eingeschränkt oder Fehl- und Mangelernährungen romantisiert und verharmlost. Selbst wenn einzelne Hashtags gesperrt sind oder auf Hilfsseiten verwiesen wird, bleiben diese Inhalte über abgewandelte Bezeichnungen und Algorithmen präsent.

Die ständige Konfrontation mit idealisierten Körperdarstellungen kann zu einem kritischen Selbstbild und wachsender Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen führen und das Risiko für Essstörungen erhöhen. Frauenärztinnen und Frauenärzte berichten, dass zunehmend junge Patientinnen mit Selbstzweifeln und Ängsten rund um Körper und Zyklus in die Praxen kommen; nicht selten treten Gewichtssorgen zusammen mit Zyklusstörungen wie Amenorrhoe auf – ein mögliches Warnsignal für eine zugrunde liegende Essstörung, die früh erkannt und empathisch adressiert werden sollte.

Die gynäkologische Praxis als niederschwellige Anlaufstelle

Ziel ist es, Selbstbewusstsein und eine realistische, wertschätzende Selbstwahrnehmung zu stärken und Mythen aus dem Netz verlässlich einzuordnen.

Der Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) betont, dass gynäkologische Praxen für Mädchen ein geschützter, niedrigschwelliger Ort für medizinische und psychosoziale Fragen sind – von Körperveränderungen über Menstruation und Verhütung bis hin zu Unsicherheiten rund um Aussehen und Social-Media-Einflüsse.

Der BVF empfiehlt ausdrücklich ein erstes, vertrauensvolles Gespräch zwischen 13 und 15 Jahren – gerne ohne Untersuchung, dafür aber mit viel Raum für Fragen und Sorgen.

In unsere Praxen kommen zunehmend junge Patientinnen mit Selbstzweifeln und Ängsten rund um das Thema Körper und Zyklus (…). Mädchen brauchen heute mehr denn je verlässliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, um zu erfahren: Was ist eigentlich „normal“ in der Pubertät?

Dr. med. Stephanie Eder, Frauenärztin mit Schwerpunkt Jugendgynäkologie

Ebenso weist der Verband auf die Rolle der Jugendgynäkologie bei der Früherkennung hin: Kommen Mädchen mit Gewichtssorgen und bleibt die Menstruation aus (Amenorrhoe), könne dies auf eine Essstörung hinweisen – wichtig seien frühes Erkennen und eine empathische, nicht vorwurfsvolle Ansprache.

Darüber hinaus fordert der BVF, präventive Gespräche in frauenärztlichen Praxen strukturell zu fördern und zu unterstützen, damit Mädchen nicht erst dann Hilfe suchen, wenn Probleme bereits manifest sind. Mädchen brauchen Räume, in denen sie ohne Scham und ohne Druck Fragen stellen können – Frauenärztinnen und Frauenärzte übernehmen hier eine zentrale Lotsenfunktion.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Quellen
  1. WHO am 01.09.2025: Mental health of adolescents
  2. WHO am 25.09.2024: Teens, screens and mental health.
  3. European Institute for Gender Equality: Body image drives poor mental health, especially in youth
  4. Pressemitteilung des BVF e. V vom 08.10.2025: Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) zum Weltmädchentag am 11. Oktober: Zwischen Selbstzweifel und Perfektionsdruck – Mädchen in der Pubertät brauchen Unterstützung und Aufklärung

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