Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation in der Schwangerschaft können auf ein erhöhtes Risiko für perinatale Depressionen hinweisen. Dies zeigt eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen und der Uppsala Universität. Forschende untersuchten 623 Frauen und fanden: Wenn Probleme in der Emotionsregulation bereits im zweiten Trimester auftreten, erhöht sich das Risiko für depressive Symptome während der Schwangerschaft und bis fünf Monate nach der Geburt. Der Fragebogen DERS-16 könnte als Screening-Instrument in der Schwangerschaftsvorsorge eingesetzt werden.
Untersuchung in großem Maßstab
Eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen und der Uppsala Universität zeigt erstmals in großem Maßstab: Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation in der Schwangerschaft weisen auf ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome hin. Dies gilt sowohl während der Schwangerschaft als auch in den Monaten nach der Geburt. Die Ergebnisse bieten neue Chancen für Früherkennung und Prävention perinataler Depressionen durch einfache Screening-Instrumente. Die Studie erschien im Fachjournal Nature Mental Health.
Perinatale Depression betrifft viele Frauen
Perinatale Depression betrifft laut Schätzungen jede zehnte bis dritte Frau. Dennoch bleibt mehr als die Hälfte der Betroffenen unerkannt. Viele erhalten demnach auch keine Behandlung. Diese psychische Belastung kann das Wohlbefinden der Mutter beeinträchtigen. Auch die kindliche Entwicklung und die gesamte Familie können darunter leiden. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass Schwierigkeiten im Umgang mit eigenen Emotionen ein früher Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome sein können.
Emotionsregulation als frühes Warnsignal
Die Untersuchung prüfte, ob Schwangere mit größeren Schwierigkeiten in der Emotionsregulation im zweiten Trimester häufiger depressive Symptome entwickeln. Solche Schwierigkeiten zeigen sich darin, dass passende Strategien zur Emotionsregulation weniger verfügbar sind. Betroffene erleben häufiger Stimmungsschwankungen, sind schneller gereizt oder fühlen sich länger niedergeschlagen. „Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass Frauen mit Problemen in der Emotionsregulation ein höheres Risiko für depressive Symptome bereits während der Schwangerschaft und bis etwa fünf Monate nach der Geburt haben“, erklärt Franziska Weinmar, Erstautorin der Studie.
Das [Studienergebnis] ermöglicht es, gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren – noch bevor sich eine Depression manifestiert.
Franziska Weinmar, Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen
Die Forschenden nutzten Daten von 623 Frauen in Schweden. Diese beantworteten zwischen Januar 2022 und April 2024 über die App Mom2B regelmäßig Fragen zu Stimmung und psychischer Gesundheit.
DERS-16 als Screening-Instrument
„Wir konnten zeigen, dass Frauen, die postnatale depressive Symptome entwickelten, bereits im zweiten Trimester höhere Werte bei Schwierigkeiten in der Emotionsregulation aufwiesen“, sagt Prof. Dr. Birgit Derntl, Co-Autorin der Studie und Leiterin der Forschungsgruppe Psychische Gesundheit und Gehirnfunktion von Frauen am Universitätsklinikum Tübingen. „Ein kurzer Fragebogen, wie etwa der DERS-16, könnte daher künftig eine wertvolle Ergänzung in der Schwangerschaftsvorsorge darstellen.“ Der DERS-16 ist ein wissenschaftlich fundierter Selbstbewertungsfragebogen zur Einschätzung der Emotionsregulation. Er ist leicht anzuwenden, zuverlässig und könnte im Rahmen der regulären Schwangerschaftsvorsorge genutzt werden.
KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh
Quellen:
Artikel aus Nature Mental Health
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