Die ELSA-Studie bestätigt eine hohe Versorgungsqualität bei ungewollten Schwangerschaften in Deutschland. Über 90 % der befragten Frauen vertrauen ihren Gynäkologinnen und Gynäkologen und bewerten die Betreuung positiv. Die Studie zeigt gute Erreichbarkeit von Beratungsstellen und Behandlungseinrichtungen. BVF und DGGG sehen die Ergebnisse als Beleg für die hohe Professionalität der gynäkologischen Versorgung, fordern aber repräsentativere Datenerhebungen und die Verbesserung der Versorgungssituation in strukturschwachen Regionen für die Zukunft.
ELSA-Studie bestätigt hohe Versorgungsqualität bei ungewollten Schwangerschaften
Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) begrüßen die Veröffentlichung der Abschlussberichte zum Verbundprojekt „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“ (ELSA). Das Projekt sammelte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Einflussfaktoren auf das Erleben ungewollter Schwangerschaften und die Versorgungssituation betroffener Frauen in Deutschland.
Vertrauen in gynäkologische Versorgung
Die Studie wertete Online-Fragebögen von mehr als 4.500 Frauen aus. Die Analysen basieren auf Stichproben von etwa 600 Frauen mit abgebrochenen und circa 570 Frauen mit ausgetragenen ungewollten Schwangerschaften.
Die Mehrheit der ungewollt schwangeren Frauen wendete sich für die Schwangerschaftsfeststellung an ihre gewohnten Frauenärztinnen und Frauenärzte. 84,4 % der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwogen, suchten ihre gewohnte gynäkologische Praxis auf. Über 90 % gaben an, dass dort Wert auf ihre Privatsphäre gelegt wurde und sie Vertrauen in die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hatten.
Die Ergebnisse der ELSA-Studie zeigen das enge Vertrauensverhältnis zwischen der Schwangeren und ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt, das häufig über Jahre gewachsen ist.
Dr. Klaus Doubek, BVF-Präsident
Mehr als 90 % der ungewollt Schwangeren bewerteten ihre Erfahrungen beim Arztbesuch positiv, einschließlich der Nachsorge nach dem Abbruch der Schwangerschaft.
Gute Erreichbarkeit der Angebote
Die bestehenden Strukturen funktionieren für den größten Teil der Frauen gut. 93 % fanden die Suche nach einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle sehr leicht oder eher leicht. 80 % gaben an, es sei leicht gewesen, eine Einrichtung für den eigentlichen Schwangerschaftsabbruch zu finden. In 85 % der Fälle lag die Einrichtung weniger als 50 Kilometer entfernt.
Umfassende Information und Beratung
Beratungseinrichtungen und ärztliche Praxen bilden ein funktionierendes Informationsnetz. 70 % der Frauen erhielten Informationen bei Beratungsstellen, 52 % in Arztpraxen. 80 % fühlten sich umfassend informiert. 39 % erhielten die Adresse einer Einrichtung über eine Beratungsstelle, weitere 40 % direkt von Ärztinnen und Ärzten.
Geringe Stigmatisierung
Über 60 % der befragten Frauen hatten keine oder nur geringe Erwartung einer Stigmatisierung. 73 % berichteten über keinerlei Stigmatisierungserlebnisse im sozialen Umfeld oder in der medizinischen Versorgung.
BVF und DGGG sehen in dieser Betrachtung der Stigmatisierung bei Schwangerschaftsabbruch eine gute Grundlage für weitere wissenschaftliche Untersuchungen dieser Problematik.
Methodenwahl und Nachsorge
59 % der Abbrüche wurden operativ, 40,8 % medikamentös durchgeführt. Nur 4,1 % der Schwangeren erhielten nicht ihre bevorzugte Methode. 85 % nahmen eine ärztliche Nachsorge in Anspruch.
Einschränkungen der Studie
Im Abschlussbericht der ELSA-Studie wird angegeben, dass die Studie aufgrund der kleinen Stichprobengröße nicht repräsentativ ist. An dieser Stelle setzt Prof. Dr. Gert Naumann, Präsident der DGGG, an:
Es wäre methodisch wünschenswert, wenn in zukünftigen Arbeiten repräsentative Stichproben gezogen werden, um die wissenschaftliche Aussagekraft zu erhöhen. Das ist die Grundlage, um signifikante Versorgungsprobleme rechtzeitig zu erkennen.
Prof. Dr. Gert Naumann, DGGG-Präsident
Folgende Aspekte sollten aus Sicht der Fachverbände einer vertieften Analyse unterzogen werden:
- Versorgungsituation in strukturschwachen Regionen: Für eine flächendeckende Versorgung ist ein Zugang zu Beratungs- und Abbruchsangeboten auch in strukturschwachen Regionen gezielt zu analysieren, um Versorgungsdefizite zu beseitigen.
- Methodenwahl nicht beschränken: Jede Frau muss grundsätzlich die Möglichkeit haben, zwischen operativem und medikamentösem Schwangerschaftsabbruch wählen zu können.
- Stigmatisierung vermeiden: Die geringe Belastung durch Stigmatisierungserfahrungen ist ermutigend – die Gesellschaft muss weiter aktiv zu einem respektvollen Diskurs beitragen.
- Forschung verstetigen: Repräsentative und regelmäßig aktualisierte Daten sind notwendig, um Versorgungsituation und Bedarfe realistisch einzuschätzen.
KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh
Quellen: Pressemitteilung des BVF; Bericht des Bundesministerium für Gesundheit