Gendermedizin: Bessere Versorgung für Frauen durch Interdisziplinarität

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Teilnehmende der Expertendiskussion „Gendermedizin“ auf dem Hauptstadtkongress.
Quelle: Thomas Rathay

Auf dem Hauptstadtkongress 2025 diskutierten Expertinnen und Experten über die Bedeutung der Gendermedizin. Dr. Katrin Schaudig betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, die jährlich zu volkswirtschaftlichen Schäden von 9,4 Milliarden Euro führen. Prof. Becker wies auf die Unterschätzung kardiovaskulärer Risiken bei Frauen hin. Die Fachleute forderten eine stärkere Berücksichtigung von Frauengesundheitsthemen wie Menopause, Endometriose und Lipödem im Versorgungssystem sowie die Verankerung der Gendermedizin im Medizinstudium, um eine geschlechtersensible Gesundheitsversorgung zu etablieren.

Gendermedizin als Diskussionsthema

Auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress diskutierten Expertinnen und Experten aus Medizin und Sozialversicherung über aktuelle Entwicklungen in der Frauen- und Männergesundheit. Sie forderten ein stärkeres Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnostik und Therapie sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Das Prinzip „One Size Fits All“ wird den spezifischen Bedürfnissen in der Medizin nicht gerecht. In seinem Grußwort betonte Dr. Georg Kippels, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, die wachsende Bedeutung der Gendermedizin. Er forderte eine stärkere Berücksichtigung von hormonell beeinflussten Gesundheitszuständen wie Menopause, Endometriose oder Lipödem im Versorgungssystem.

Menopause erfordert interdisziplinären Ansatz

Dr. med. Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, betonte die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit, die auch Hausärztinnen und Hausärzte sowie Internistinnen und Internisten in die Aufklärung und Behandlung der Menopause einbezieht. „Ich glaube, die Politik muss an diesen Stellschrauben drehen und sie muss vielleicht Interdisziplinarität auch fördern“, so Dr. Schaudig.

Die unzureichende Versorgung von Frauen in den Wechseljahren hat weitreichende Folgen: „Knapp 20 % der Frauen entscheiden sich, aufgrund von Wechseljahrsymptomen vorzeitig in den Ruhestand zu gehen – das ist schockierend“, sagte Dr. Schaudig. Die Beeinträchtigungen durch Wechseljahressymptome führen zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von geschätzt 9,4 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland, so die Angabe der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

Teilnehmende der Expertendiskussion „Gendermedizin“ auf dem Hauptstadtkongress.
© Thomas Rathay

Kardiovaskuläre Risiken bei Frauen werden unterschätzt

Prof. Dr. Michael Becker, Chefarzt für Kardiologie, erklärte, dass kardiovaskuläre Risiken bei Frauen unterschätzt werden. Symptome – etwa bei einem Herzinfarkt – werden oft falsch gedeutet, da sie nicht dem gängigen männlichen Schema entsprechen. „Auch im Jahr 2025 werden Frauen immer noch medizinisch schlechter behandelt und sterben häufiger an Herzerkrankungen“, so Becker weiter, „es geht nicht nur darum, dass die Frauen leiden, sondern es geht darum, dass sie Schaden nehmen und wirklich früher sterben.“

Patientinnen mit Herzbeschwerden erhalten häufig fälschlicherweise psychische Diagnosen (z. B. Panikattacken), statt dass einer kardiologischen Ursache nachgegangen wird. Dies unterstreicht das Versagen eines nicht-interdisziplinären Ansatzes in der Diagnostik.

Ausbildung und Forschung für geschlechtersensible Medizin

Juliana Kley, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd), forderte, dass geschlechtergerechte Medizin als Querschnittsfach im Medizinstudium verankert wird. So könnte die nächste Generation von Ärztinnen und Ärzten von Anfang an für geschlechterbedingte Unterschiede sensibilisiert werden. Im Kontext von Bildung und Fortbildung hob Dr. Schaudig hervor, dass sich die Deutsche Menopause Gesellschaft als eigenständige, interdisziplinäre Fachgesellschaft versteht und aktiv die Fortbildung von Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern zum Thema Menopause fördert.

Insgesamt waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer darüber einig, dass die Forschung für eine geschlechtersensible Medizin eine immense Bedeutung Rolle spielt.

Konkrete Maßnahmen für bessere Frauengesundheit

Die Expertinnen und Experten identifizierten konkrete Ansatzpunkte für politische Maßnahmen, darunter eine angemessene Honorierung medizinischer Beratungsleistungen, insbesondere für umfassende Gespräche zur Menopause oder zur Prävention. Dies ist unerlässlich, um Ärztinnen und Ärzten die notwendige Zeit und Motivation zu geben.

Die Diskussion machte deutlich, dass die gendersensible Medizin eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die Akteurinnen und Akteure aus Politik, Bildung, Wirtschaft und Forschung einbeziehen muss.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Quelle: Besins Healthcare Germany GmbH vom 02.07.2025. Gendermedizin muss interdisziplinär gelebt werden.

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