Cannabis in der Schwangerschaft beeinträchtigt neurologische Entwicklung der Kinder
Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Cannabis konsumiert haben, sind im Vorschulalter offenbar vermehrt aggressiv und in ihren exekutiven Funktionen eingeschränkt. Einen Beweis für die Kausalität liefert die Studie aus den USA aber nicht.
Tabak, Alkohol und Drogen sollten in jeder Schwangerschaft tabu sein. Zahlen des vom Bundesministerium für Gesundheit initiierten Pilotprojektes CaSCH-T1 aus dem Jahr 2019 zeigen, dass dem leider nicht so ist. Gut 13% der befragten schwangeren Frauen und Mütter gaben einen Substanzkonsum an, davon griffen rund 22% auch auf Cannabis zurück. Die Folgen des Cannabisgebrauchs für die kindliche Entwicklung sind zwar bislang nicht gut untersucht, es zeichnet sich aber zunehmend ab, dass unter anderem die kognitiven Fähigkeiten der Kinder darunter leiden könnten.
Einen solchen Zusammenhang beschrieben kürzlich erst wieder Forschende aus den USA. Demnach zeigten sich Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Cannabis konsumierten, im Vorschulalter vermehrt aggressiv und eingeschränkt in ihren exekutiven Funktionen. Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie waren insgesamt 250 Mütter und ihre Kinder untersucht und begleitet worden. Eine Cannabisexposition in utero konnte bei 80 Kindern toxikologisch verifiziert werden. Die kognitiven Fähigkeiten der Kinder wurden im Alter von fünf Jahren mittels Testverfahren der NIH Toolbox Early Childhood Cognition Battery objektiviert, wobei der Fokus auf den Kompetenzen Aufmerksamkeit, inhibitorische Kontrolle, Sprache und Sprachverständnis sowie episodisches Gedächtnis lag.
Exponierte Kinder schnitten in puncto Aufmerksamkeit und inhibitorischer Kontrolle schlechter ab als der nicht exponierte Nachwuchs; gemäß Propensity-Score-gewichteter und Kofaktor-adjustierter Analyse blieben sie 6,1 Punkte (95% KI: -10,8 − -1,4) unter dem von der Kontrollgruppe erreichten Wert. Defizite offenbarten sich auch in puncto Planungsfähigkeit. Betroffene Kinder gebärdeten sich zudem im Vergleich aggressiver (z. B. schlugen sie anderen Kindern häufiger mit der Faust ins Gesicht).
Cannabiskonsum als Risikomarker nutzen
Der Cannabiskonsum in der Schwangerschaft scheint sich negativ auf die neurologische Entwicklung der Kinder auszuwirken, so das Resümee des Forscherteams. Zumindest schnitten pränatal exponierte Kinder im Vorschulalter in den Bereichen Aufmerksamkeit und inhibitorische Kontrolle schlechter ab als die nicht exponierten Kinder. Aus Sicht der Experten stärken die Daten die aktuell geltende Empfehlung, während der Schwangerschaft auf Cannabis besser zu verzichten; „auch wenn eine Kausalität nicht bewiesen werden konnte“.
Ähnlich äußerten sich die beiden Psychiater Ran Barzilay und Lauren L. K. White aus Philadelphia in ihrem Editorial. Sie empfehlen, den Cannabiskonsum als Risikomarker zu nutzen. „Die Frage nach dem Cannabisgebrauch kann helfen, diejenigen schwangeren Frauen und Mütter zu identifizieren, die psychologische oder soziale Unterstützung benötigen.“ Davon profitierten auch die Kinder.
Quelle: springermedizin.de