Berlin – Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ist eine neue Version der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“ erschienen.
Die Leitliniengruppe hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe das Kapitel „Pathologie“ vollständig überarbeitet. Außerdem hat sie unter anderem die Empfehlungen zur Rezidivtherapie angepasst.
Ovarialkarzinome werden meist erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert, was mit einer schlechten Prognose einhergeht: Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland 7.180 Frauen an Eierstockkrebs und 5.265 starben daran. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren.
Im Jahr 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Klassifikation von Tumoren der weiblichen Reproduktionsorgane erneuert. Es gibt danach für Ovarialkarzinome fünf große, pathogenetisch unabhängige, histologisch und molekular unterschiedliche Gruppen.
„Diese WHO-Aktualisierung brachte Veränderungen für die Pathologie, die wir in der vorliegenden Leitlinie berücksichtigt haben“, sagte der Koordinator der S3-Leitlinie, Uwe Wagner vom Universitätsklinikum Marburg. Sie betreffen unter anderem einzelne histologische Typen der Ovarialkarzinome. Neben umfassenden Details zur Charakterisierung der Tumoren wurden außerdem Angaben zur molekularen Aufarbeitung integriert.
Auch bei Rezidiven von Ovarialkarzinomen gibt es Neuerungen. „Bei Patientinnen mit einem ersten Rezidiv des Ovarialkarzinoms führt die chirurgische komplette Entfernung, gefolgt von einer Chemotherapie, zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens. Ziel einer solchen OP ist die makroskopische Komplettresektion“, so Wagner.
Eine neue Behandlungsoption gibt es laut der Leitlinie für Frauen, die an einem serösen low-grade Karzinom erkrankt sind. Diese Karzinome bilden eine seltene Subgruppe der Ovarial-, Tuben- und Peritonealkarzinome, die durch eine geringere Aggressivität charakterisiert sind.
Bei Patientinnen mit mindestens einer Platin-basierten Vorbehandlung und Rezidiv eines low-grade serösen Ovarialkarzinoms kann laut der Leitliniengruppe eine Behandlung mit einem sogenannten MEK-Inhibitor erfolgen.
An der Erstellung der S3-Leitlinie waren 30 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Finanziert wurde sie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie.
Quelle: hil/aerzteblatt.de