Einblicke in Stoffwechsel und Diabetes für die gynäkologische Praxis

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Blutzuckermessgerät, Teststreifen und Insulin-Pen auf Tabelle für Diabetes-Management.
Quelle: abidika - stock.adobe.com

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz der DDG und DGE wurden wichtige gynäkologische Aspekte diskutiert. Prof. Fritsche warnte vor dem Checkpoint-Inhibitor-assoziierten autoimmunen Diabetes bei Krebspatientinnen, der oft unbemerkt bleibt und ein systematisches Screening erfordert. PD Dr. Laubner wies auf die erhöhte Fruchtbarkeit bei jungen Frauen unter GLP-1-Analoga-Therapie hin und Prof. Dr. Sandra Hummel sprach über die Relevanz einer regulierten Zuckeraufnahme in der Schwangerschaft.

Neue Einblicke in Stoffwechsel und Diabetes

Eine Vielzahl an Themen kam bei der gemeinsamen Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zur Sprache: Von neuen Herausforderungen durch Krebsimmuntherapien über das Darmmikrobiom bis hin zu den Auswirkungen moderner Abnehmspritzen gaben vier Experten interessante Einblicke in ihre Fachbereiche.

Stoffwechselrisiken bei Krebsimmuntherapien

Den Anfang machte Prof. Dr. Andreas Fritsche. Der Präsident der DDG referierte über Checkpoint-Inhibitoren, die in der Onkologie als bahnbrechende Therapie gelten, jedoch erhebliche Stoffwechselrisiken bergen. „Rund ein Prozent der Patienten, die Checkpoint-Inhibitoren erhalten, entwickeln einen Checkpoint-Inhibitor-assoziierten autoimmunen Diabetes (CIADM). Typischerweise tritt dieser etwa zwölf Wochen nach Therapiebeginn auf und ähnelt einem Typ-1-Diabetes, oft mit rascher Beta-Zell-Destruktion und Ketoazidose-Neigung“, so Fritsche. Viele Betroffene seien ältere, multimorbide Krebspatienten, häufig mit vorbestehendem Typ-2-Diabetes. Typische Symptome wie starker Durst oder häufiges Wasserlassen würden wegen des Allgemeinzustands oft kaum auftreten.
Fritsche forderte deshalb ein systematisches Screening: Vor und spätestens drei Monate nach Therapiebeginn sollten HbA1c und regelmäßige Blutzuckerkontrollen durchgeführt werden. „Bei Hyperglykämien ist die Bestimmung des C-Peptids entscheidend, um die Restinsulinsekretion zu prüfen. Autoantikörper fehlen oft. Eine rasche Einleitung einer intensivierten Insulintherapie ist dann zwingend, um gefährliche Ketoazidosen zu verhindern.“

GLP-1-Analoga können Fruchtbarkeit erhöhen

PD Dr. Katharina Laubner widmete sich einem praxisnahen Thema: „Immer mehr junge Frauen erhalten GLP-1-Analoga wie Semaglutid oder Tirzepatid zur Diabetesbehandlung oder zur Gewichtsreduktion“, so die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Schwangerschaft der DDG. „Viele wissen jedoch nicht, dass dadurch die Fruchtbarkeit steigen kann, weil sich Insulinresistenz und Zyklus normalisieren.“ Das Ergebnis seien dann oft „Ozempic-Babys“, wie sie umgangssprachlich genannt werden. Sie appellierte daher an ihre Kolleginnen und Kollegen, diese Frauen auf eine zuverlässige Kontrazeption hinzuweisen. Generell betonten alle Redner die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Diabetologen und Spezialisten, um die Patienten sicher und ganzheitlich zu betreuen.

Darmmikrobiom: Mehr als nur Verdauungshelfer

Prof. Dr. Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg lenkte anschließend den Blick auf das Darmmikrobiom. Er machte deutlich, dass die Billionen Mikroorganismen im Darm weit mehr als nur Helfer bei der Verdauung seien. „Darmbakterien können unter anderem GLP-1, ein Schlüsselhormon der Glukosehomöostase, regulieren. Auch für Steroid-Hormone ist das genetische Repertoire im Mikrobiom vorhanden“, so der Oberarzt der Abteilung Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie am Universitätsklinikum Tübingen. Jumpertz-von Schwartzenberg erläuterte, dass Ernährung der stärkste Steuerfaktor des Mikrobioms sei – ähnlich wie eine Blumenwiese: „Vielfalt ist ein Zeichen für Gesundheit, einseitige, kalorienreiche Kost hingegen schadet langfristig. Perspektivisch könnten über gezielte Mikrobiommanipulationen sogar Therapien entstehen, etwa durch die bakterielle Produktion von GLP-1 direkt im Darm.“

Weniger Zucker und früher Kindheit – weniger Diabetes

Anhand einer eindrücklichen britischen Nachkriegsstudie zeigte Prof. Dr. Sandra Hummel vom Institut für Diabetesforschung im Helmholtz Zentrum, wie prägend Ernährung in der Schwangerschaft und den ersten Lebensjahren ist. „Während der Zuckerrationierung in Großbritannien lag der tägliche Konsum bei nur 40 Gramm, was sich später in einer deutlich niedrigeren Inzidenz von Typ-2-Diabetes und Hypertonie im Erwachsenenalter zeigte“, betonte die Expertin. Hummel sprach sich daher klar für politische Maßnahmen wie Werbeverbote für ungesunde Kinderprodukte und eine „gesunde Steuerpolitik“ aus.

Sonja Buske

Quelle: Gemeinsame Pressekonferenz der DDG und DGE vom 09. Juli 2025.

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