Kontinuierliche Blutzuckermessung bei Gestationsdiabetes

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Schwangere Frau mit kontinuierlichem Glukosemesssensor für Gestationsdiabetes isst Apfel am Arbeitsplatz.
Quelle: Pixel-Shot - stock.adobe.com

Eine Studie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Inselspitals Bern hat gezeigt, dass die kontinuierliche Echtzeit-Blutzuckermessung mittels Sensor bei Schwangerschaftsdiabetes klinisch gleichwertige Ergebnisse liefert wie die herkömmliche Fingerstich-Methode. In der weltweit ersten großen randomisierten Vergleichsstudie mit 302 Teilnehmerinnen wurden keine signifikanten Unterschiede bei Komplikationsraten festgestellt. Die Patientinnen bevorzugten jedoch deutlich die sensorbasierte Methode, da sie angenehmer ist und kontinuierliche Überwachung ermöglicht. Diese Erkenntnisse könnten den Weg für eine routinemäßige Einführung der automatischen Blutzuckermessung bei Schwangerschaftsdiabetes ebnen.

Schwangerschaftsdiabetes als Risiko für Mutter und Kind

Schwangerschaftsdiabetes betrifft bis zu 14 % aller werdenden Mütter und kann das Risiko für Komplikationen wie ein erhöhtes Geburtsgewicht, Veränderungen des Fruchtwassers oder eine Unterzuckerung beim Neugeborenen erhöhen. Eine präzise Blutzuckerkontrolle ist entscheidend, um diese Risiken zu minimieren. Bisher erfolgte die Kontrolle durch die Selbstmessung (Self-Monitoring of Blood Glucose; SMBG) per Fingerstich. Diese Methode ist nicht nur unangenehm, sondern erfasst auch nur einzelne Messwerte ohne kontinuierliche Überwachung.

Weltweit bisher größte Vergleichsstudie durchgeführt

Eine moderne Alternative ist die kontinuierliche Echtzeit-Blutzuckermessung (rt-CGM) mittels Sensor. Das Forschungsteam der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Inselspitals untersuchte in der weltweit ersten randomisierten Studie dieser Größe, ob das rt-CGM-System im Vergleich zur traditionellen SMBG-Methode zu vergleichbaren Schwangerschafts- und Geburtsverläufen führt. 302 Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes wurden zufällig entweder der rt-CGM-Gruppe oder der SMBG-Gruppe zugeteilt und während der gesamten Schwangerschaft überwacht.

Klinische Ebenbürtigkeit und höhere Patientinnenzufriedenheit

Die im „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlichte Studie ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Messmethoden. Die Komplikationsrate lag in beiden Gruppen auf nahezu gleichem Niveau: 35 % in der rt-CGM-Gruppe gegenüber 36,4 % in der SMBG-Gruppe. Auch hinsichtlich der Notwendigkeit einer Insulintherapie, der Geburtsmethoden oder des Bedarfs an intensivmedizinischer Versorgung für Neugeborene zeigten sich keine relevanten Differenzen.

„Die Patientinnen empfanden rt-CGM als besser und angenehmer, da die notwendigen Fingerstiche entfallen. Diese Methode könnte somit allen Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes zugutekommen“, erklärt Dr. med. Sofia Amylidi-Mohr, stellvertretende ärztliche Leiterin am Zentrum für Ultraschall und Pränataldiagnostik sowie Erstautorin der Studie. Studienleiter Prof. Dr. med. Daniel Surbek ergänzt: „Diese Erkenntnisse bilden die Basis dafür, dass rt-CGM künftig routinemäßig für Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes eingesetzt wird“. Die Forschenden betonen jedoch, dass vor einer breiten Einführung Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführt werden sollten.

Quelle: Amylidi-Mohr, Sofia et al. Continuous glucose monitoring in the management of gestational diabetes in Switzerland (DipGluMo): an open-label, single-centre, randomised, controlled trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2025. 10.1016/S2213-8587(25)00063-4

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