{"id":588,"date":"2025-01-23T12:36:23","date_gmt":"2025-01-23T11:36:23","guid":{"rendered":"https:\/\/gyne.de\/?p=588"},"modified":"2025-02-04T17:17:22","modified_gmt":"2025-02-04T16:17:22","slug":"neuronale-veraenderungen-in-der-schwangerschaft-coburgerin-erhaelt-forschungsstipendium","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gyne.de\/neuronale-veraenderungen-in-der-schwangerschaft-coburgerin-erhaelt-forschungsstipendium\/","title":{"rendered":"Neuronale Ver\u00e4nderungen in der Schwangerschaft: Coburgerin erh\u00e4lt Forschungsstipendium"},"content":{"rendered":"\n

Mit ihrer Doktorarbeit zur Pr\u00e4vention von Wochenbettdepression erregte die Coburger Forscherin Dr. Maria Kuhn einiges Aufsehen. Nun ist sie mit einem Fulbright-Forschungsstipendium f\u00fcr ein paar Monate von der Hochschule Coburg an die Georgetown University in Washington DC, USA, gewechselt. Hier untersucht sie ethische, rechtliche und soziale Folgen der neuronalen Ver\u00e4nderungen des Gehirns durch eine Schwangerschaft.<\/strong>

Verr\u00fcckte Essgel\u00fcste und eine seltsame Vergesslichkeit, die umgangssprachlich \u201eSchwangerschafts-Demenz\u201c genannt wird: Wer ein Baby bekommt, erlebt gravierende Ver\u00e4nderungen. Der Bauch w\u00e4chst. Hormone bereiten den K\u00f6rper aufs Elternsein vor. Sogar das Gehirn ver\u00e4ndert sich, wie verschiedene Studien zum Beispiel anhand von MRT-Bildern belegen. Damit verbunden sind auch ethische Fragen, die sich in Rechts- und Sozialsystemen bislang kaum widerspiegeln. Dr. Maria Kuhn von der Hochschule Coburg besch\u00e4ftigt sich mit diesem neuen Gebiet. Mit einem Fulbright-Forschungsstipendium forscht sie noch bis April an der Georgetown University in Washington DC, USA, zum Thema \u201eEthische Implikationen von neuronalen Ver\u00e4nderungen des Gehirns in der perinatalen Phase\u201c.

Per Videokonferenz erkl\u00e4rt die 31-J\u00e4hrige, dass sich die graue Masse im Gehirn in einer Schwangerschaft deutlich reduzieren kann. Verkn\u00fcpfungen zwischen den Nervenzellen, die sogenannte wei\u00dfe Hirnsubstanz, nehmen daf\u00fcr stark zu. \u201eIn der Wissenschaft wird das gerne mit einem Obstbaumschnitt verglichen\u201c, sagt die Forscherin. \u201eDa werden Triebe abgeschnitten, um wichtige \u00c4ste zu st\u00e4rken \u2013 die stehen hier zum Beispiel f\u00fcr Empathie und erh\u00f6hte Aufmerksamkeit. Diese Faktoren sind wichtig, um sich nach der Geburt um das Kind zu k\u00fcmmern, Bindung aufzubauen, Gefahren wahrzunehmen.\u201c Dieser Umbau zu einem m\u00fctterlichen Gehirn findet immer statt, auch wenn eine Person das Baby dann verliert. Sollten Mutterschutzbestimmungen deshalb auch nach einer Fehlgeburt gelten? \u201eIn Deutschland wird dar\u00fcber diskutiert. In den USA gibt es so etwas gar nicht. Hier ist das soziale Netz der Menschen, die Familie, viel pr\u00e4senter und Communitys sind anders aufgebaut. Das amerikanische Gesundheitssystem hat andere Aufgaben.\u201c Kuhn vergleicht verschiedene Ans\u00e4tze und Studien, um herauszufinden, was im Sinne der Gesundheitsf\u00f6rderung sinnvoll ist.

An der Hochschule Coburg hat sie Integrative Gesundheitsf\u00f6rderung studiert und sp\u00e4ter im Verbund mit ihrem Betreuer Prof. Dr. Thilo Hinterberger von der Partneruniversit\u00e4t Regensburg an der Hochschule Coburg bei Prof. Dr. Niko Kohls aus der Fakult\u00e4t Angewandte Naturwissenschaften und Gesundheit auch promoviert. Bereits f\u00fcr ihre Doktorarbeit besch\u00e4ftigte sie sich damit, was eine Schwangerschaft k\u00f6rperlich, aber auch psychisch ver\u00e4ndert. Sie entwickelte eine App zur Pr\u00e4vention von Wochenbettdepressionen, die Schwangeren Methoden der Selbstf\u00fcrsorge und Selbstregulationsf\u00e4higkeit vermittelt. Ihr aktuelles Forschungsprojekt kn\u00fcpft teilweise daran an.
Prof. Dr. James Giordano, Pellegrino Center Professor im Department of Neurology and Biochemistry und Chef des Neuroethics Studies Program, lehrt auch als Gastprofessor in Coburg und ist Kuhns Supervisor am Georgetown University Medical Center in Washington. Ihre Studien zu Geschlechtsdimorphismen im weiblichen Gehirn beurteilt er als sehr wichtig und \u201enotwendig f\u00fcr die Weiterentwicklung eines echten Ansatzes der Pr\u00e4zisionsmedizin.\u201c Giordano beschreibt damit ein Konzept, das darauf abzielt, Therapien auf einzelne Menschen individuell zuzuschneiden. Von Kuhns Fokus auf ethischer Verantwortung verspricht sich der US-amerikanische Wissenschaftler auch einen gro\u00dfen Beitrag zur Zusammenarbeit seiner Gruppe mit Prof. Dr. Niko Kohls laufender Forschung im Bereich der Integrativen Gesundheitsf\u00f6rderung an der Hochschule Coburg.

\u201eIch glaube, beide L\u00e4nder k\u00f6nnen viel voneinander lernen\u201c, sagt Kuhn. Der Aufenthalt in den USA erweitert auch ihre Forschungsfragen. Zum Beispiel betreffen die Ver\u00e4nderungen im weiblichen Gehirn auch Leihm\u00fctter \u2013 welche rechtlichen und sozialen Folgen das hat, ist in Deutschland \u00fcberhaupt kein Thema. \u201eIn der Bibliothek hier in Georgetown f\u00fcllt das mehrere Regale. Es macht gro\u00dfen Spa\u00df, durchzugehen und sich inspirieren zu lassen. Die Bibliothek ist fantastisch, auch ein sehr historisches Geb\u00e4ude.\u201c Wundersch\u00f6n sei der Campus in Washington DC, und viel gr\u00f6\u00dfer als im oberfr\u00e4nkischen Coburg. Eine spannende Erfahrung. \u201eAber ich mag das in Coburg schon gern: Man l\u00e4uft \u00fcber den Campus, kennt jede Person, trifft sich einfach in der Cafeteria oder der Mensa.\u201c Kuhn freut sich auch darauf, zur\u00fcckzukommen \u2013 mit einer Menge neuer Erkenntnisse aus internationaler Forschungs-Perspektive im Gep\u00e4ck.

Text<\/strong>: Natalie Schalk<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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