{"id":497,"date":"2025-01-07T16:32:51","date_gmt":"2025-01-07T15:32:51","guid":{"rendered":"https:\/\/gyne.de\/?p=497"},"modified":"2025-01-07T16:34:44","modified_gmt":"2025-01-07T15:34:44","slug":"neue-ansaetze-gegen-metastasierenden-brustkrebs","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gyne.de\/neue-ansaetze-gegen-metastasierenden-brustkrebs\/","title":{"rendered":"Neue Ans\u00e4tze gegen metastasierenden Brustkrebs: Minitumoren aus zirkulierenden Tumorzellen"},"content":{"rendered":"\n
Im Blut zirkulierende Tumorzellen sind die \u201eKeimzellen\u201c von Brustkrebs-Metastasen. Sie sind sehr selten und lie\u00dfen sich bislang nicht in der Kulturschale vermehren, was die Erforschung von Therapie-Resistenzen erschwerte. Forschenden vom DKFZ und vom Heidelberger Stammzellinstitut HI-STEM* ist es nun erstmals gelungen, direkt aus Blutproben von Brustkrebspatientinnen stabile Tumor-Organoide zu kultivieren. An diesen Mini-Tumoren konnten das Team einen molekularen Signalweg entschl\u00fcsseln, der den Krebszellen \u00dcberleben und Therapieresistenz sichert. Mit diesem Wissen gelang es den Forschenden, einen Ansatz zu entwickeln, um die Tumorzellen im Laborexperiment dennoch gezielt auszuschalten.<\/strong><\/p>\n\n\n\n Metastasen sind die gef\u00e4hrlichen Ableger von Tumoren, die sich in lebenswichtige Organe wie Leber, Lunge oder Gehirn ausbreiten und meist schwer behandelbar sind. Auch wenn sich bei Brustkrebs die Prognose f\u00fcr die Patientinnen in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, stellt metastasierter Brustkrebs immer noch eine gro\u00dfe Herausforderung dar, da die Metastasen auf Therapien oft nur vor\u00fcbergehend ansprechen.<\/p>\n\n\n\n Als Ausl\u00f6ser vom Brustkrebs-Metastasen gelten Krebszellen, die sich vom prim\u00e4ren Tumor abl\u00f6sen und \u00fcber die Blutbahn in andere Organe einwandern. Diese zirkulierenden Krebszellen (CTCs) sind extrem selten und verstecken sich zwischen den Milliarden von Blutzellen, die in den Blutgef\u00e4\u00dfen zirkulieren. Andreas Trumpp, Abteilungsleiter am DKFZ und HI-STEM-Direktor, hatte bereits vor einigen Jahren nachgewiesen, dass unter den zirkulierenden Tumorzellen nur einige wenige in der Lage sind, eine neue Tochtergeschwulst in einem anderen Organ zu bilden. Diese meist therapieresistenten \u201eKeimzellen\u201c der Metastasen sind sehr selten, schwer zu isolieren und waren bisher im Labor nicht zu vermehren. \u201eDas macht es schwierig, gezielt neue Therapien zu entwickeln, die die Metastasen-ausl\u00f6senden Zellen direkt angreifen. Wenn wir jedoch verstehen, wie diese Zellen die anf\u00e4ngliche Therapie \u00fcberleben und was ihr Wachstum antreibt, k\u00f6nnten wir die Bildung von Brustkrebs-Metastasen an der Wurzel bek\u00e4mpfen und sie eines Tages vielleicht sogar ganz verhindern“, erkl\u00e4rt der Erstautor der Arbeit, Roberto W\u00fcrth aus Trumpps Forschungsabteilung.<\/p>\n\n\n\n Dem Team um Andreas Trumpp ist es weltweit erstmals gelungen, CTCs aus Blutproben von Brustkrebs-Patientinnen zu vermehren und als stabile Tumor-Organoide in der Kulturschale zu z\u00fcchten. Bislang war dazu immer ein Umweg erforderlich, n\u00e4mlich die aufw\u00e4ndige und langwierige Vermehrung der CTCs in immundefizienten M\u00e4usen. Um zu verstehen, wie Tumorzellen resistent gegen Therapien werden, ben\u00f6tigen Forscher Tumormaterial von verschiedenen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf. Im Gegensatz zu einer chirurgischen Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) sind Blutabnahmen einfach und k\u00f6nnen wiederholt durchgef\u00fchrt werden.<\/p>\n\n\n\n Die dreidimensionalen und patientenspezifischen Minitumoren lassen sich mehrfach w\u00e4hrend der Erkrankung aus Blutproben z\u00fcchten und sind hervorragend geeignet, um die molekularen Mechanismen zu untersuchen, die das \u00dcberleben von Tumoren trotz Therapie erm\u00f6glichen. Auch pr\u00e4klinische Tests zur Wirksamkeit bereits verf\u00fcgbarer Krebsmedikamente k\u00f6nnen schnell und in gro\u00dfem Ma\u00dfstab an Organoiden in der Kulturschale durchgef\u00fchrt werden.<\/p>\n\n\n\n Die klinische Registerstudie CATCH (ClinicalTrials.gov ID: NCT05652569) im NCT Heidelberg** analysiert die genetische Vielfalt der Tumorzellen von Brustkrebspatientinnen. Dank der erfolgreichen Anzucht der Organoide konnte das interdisziplin\u00e4re Forscherteam um Trumpp in enger Zusammenarbeit mit der CATCH-Studie einen Schl\u00fcssel-Signalweg identifizieren, der das Wachstum und \u00dcberleben der Brustkrebs-CTCs im Blut sichert. Dabei wirkt das Protein NRG1 (Neuregulin 1) wie ein lebenswichtiger \u201aTreibstoff\u2018. Es dockt an den Rezeptor HER3 auf den Krebszellen an und aktiviert zusammen mit dem HER2-Rezeptor Signalwege, die Wachstum und \u00dcberleben der Zellen sichern. Spannend ist auch: Selbst wenn dieser Treibstoff ausgeht oder die Rezeptoren medikament\u00f6s blockiert werden, finden die Zellen neue Tricks. Ein alternativer Signalweg, gesteuert durch den Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 1 (FGFR1), springt ein und sichert Wachstum und \u00dcberleben.<\/p>\n\n\n\n \u201eMithilfe solcher \u201aUmgehungsstra\u00dfen\u2018 reagieren Tumoren auf \u00e4u\u00dfere Einfl\u00fcsse, beispielsweise auf zielgerichtete Therapien gegen HER2. Das ist ein entscheidender Mechanismus bei der Entstehung von Therapieresistenzen\u201c, erkl\u00e4rt Roberto W\u00fcrth. Aber es gibt Auswege: Die Forscher zeigten an den Organoiden, dass eine kombinierte Blockade beider Signalwege (NRG1-HER2\/3 und FGFR) die Vermehrung der Tumorzellen effektiv aufhalten und den Zelltod einleiten kann.<\/p>\n\n\n\n Andreas Trumpp fasst zusammen: \u201eDie M\u00f6glichkeit, CTCs aus dem Blut von Brustkrebspatientinnen zu verschiedenen Zeitpunkten als Tumor-Organoide im Labor zu kultivieren, ist ein entscheidender Durchbruch. Damit l\u00e4sst sich viel besser untersuchen, wie Tumorzellen resistent gegen Therapien werden. Auf dieser Basis k\u00f6nnen wir neue Behandlungen entwickeln, die m\u00f6glicherweise auch resistente Tumorzellen gezielt abt\u00f6ten. Ein weiterer denkbarer Ansatz ist, bestehende Therapien so anzupassen, dass die Entstehung von Resistenzen und Metastasen von Anfang an verringert oder sogar verhindert wird. Da die Organoide spezifisch f\u00fcr jede Patientin sind, ist die Methode geeignet, individuell angepasste Therapien zu identifizieren oder zu entwickeln, die optimal auf die individuelle Erkrankung abgestimmt sind.“ Vor einem Einsatz der Methode in Versorgung von Brustkrebspatientinnen muss sie zun\u00e4chst in klinischen Studien erprobt werden.<\/p>\n\n\n\n *Das Heidelberger Institut f\u00fcr Stammzelltechnologie und experimentelle Medizin (HI-STEM) gGmbH wurde 2008 als Public-Private-Partnership von DKFZ und Dietmar Hopp Stiftung gegr\u00fcndet<\/p>\n\n\n\n ** Das Nationale Centrum f\u00fcr Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum dem Universit\u00e4tsklinikum und der Universit\u00e4t Heidelberg.<\/p>\n\n\n\n Roberto W\u00fcrth, Elisa Donato, Laura L. Michel, Massimo Saini, Lisa Becker, Tasneem Cheytan, Daria Doncevic, Tobias Messmer, Ewgenija Gutjahr, Rebecca Weber, Corinna Klein, Hamed Alborzinia, Umut Yildiz, Vanessa Vogel, Mario Hlevnjak, Polina Kozyulina, Sarah-Jane Neuberth, Paul Schwerd-Kleine, Sevin\u00e7 Jakab, Nicole Pfarr, Arlou Kristina Angeles, Astrid K. Laut, Darja Karpova, Mattia Falcone, Olaf Hardt, Benjamin Theek, Celina V. Wagner, Mirjam Becker, Sabine Wagner, Martina Haselmayr, Anita Schmitt, Carsten M\u00fcller-Tidow, Sabine Riethdorf, Klaus Pantel, Marc Zapatka, Holger S\u00fcltmann, Carl Herrmann, Verena Thewes, Peter Lichter, Andreas Schneeweiss, Martin R. Sprick, & Andreas Trumpp: Circulating tumor cell plasticity determines breast cancer therapy resistance via neuregulin 1\u2013HER3 signaling Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die gr\u00f6\u00dfte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren pr\u00e4ziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden k\u00f6nnen. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.<\/p>\n\n\n\n Um vielversprechende Ans\u00e4tze aus der Krebsforschung in die Klinik zu \u00fcbertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universit\u00e4tskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:<\/p>\n\n\n\n Nationales Centrum f\u00fcr Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte) Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium f\u00fcr Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-W\u00fcrttemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.<\/p>\n\n\n\n Quelle: idw-online.de<\/p>\n\n\n\n <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Nature Cancer 2025<\/a>.<\/p>\n\n\n\n
Deutsches Konsortium f\u00fcr Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut f\u00fcr translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz \u2013 ein Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universit\u00e4tsmedizin Mannheim
Nationales Krebspr\u00e4ventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)<\/p>\n\n\n\n