{"id":471,"date":"2024-12-19T12:47:06","date_gmt":"2024-12-19T11:47:06","guid":{"rendered":"https:\/\/gyne.de\/?p=471"},"modified":"2024-12-19T12:47:07","modified_gmt":"2024-12-19T11:47:07","slug":"potenzielle-biomarker-identifiziert-endometriose-bald-per-stuhlprobe-diagnostizierbar","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gyne.de\/potenzielle-biomarker-identifiziert-endometriose-bald-per-stuhlprobe-diagnostizierbar\/","title":{"rendered":"Potenzielle Biomarker identifiziert: Endometriose bald per Stuhlprobe diagnostizierbar?"},"content":{"rendered":"\n
Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms und der bakteriellen Stoffwechselprodukte scheint bei Frauen mit Endometriose ein charakteristisches Muster aufzuweisen, dass es wom\u00f6glich diagnostisch genutzt werden k\u00f6nnte. Bislang basiert diese Beobachtung allerdings auf rein pr\u00e4klinischen Daten.<\/strong><\/p>\n\n\n\n Darmmikrobiom und -metabolom nehmen Einfluss auf zahlreiche physiologische Prozesse und damit auf die Gesundheit des Menschen. Manche Darmbakterien beispielsweise produzieren Metabolite und Molek\u00fcle, die im Zusammenhang mit Entz\u00fcndungsprozessen und kardiovaskul\u00e4ren Erkrankungen stehen. Warum sollte das nicht auch auf die chronisch entz\u00fcndliche Erkrankung Endometriose zutreffen? Forschende vom Baylor College of Medicine in Houston, USA, erachteten einen solchen Zusammenhang als durchaus plausibel und untersuchten Stuhlproben von Frauen mit (n = 18) und ohne (n = 31) Endometriose.<\/p>\n\n\n\n Mit Hilfe der sequenzbasierten Analyse bakterieller Markergene (16S-rRNA) und der umfassenden Untersuchung des Metaboloms gelang es ihnen zu zeigen, dass die Stuhlproben der betroffenen Teilnehmerinnen ein Muster in ihrer Zusammensetzung aufweisen, das typisch f\u00fcr die Krankheit ist. Das Muster \u00e4hnelte zudem stark dem, das bei chronisch entz\u00fcndlicher Darmerkrankung beobachtet wird. Insgesamt zw\u00f6lf bakterielle Metaboliten identifizierten die Forschenden als potenzielle Biomarker f\u00fcr die Erkrankung Endometriose (Fl\u00e4che unter der ROC-Kurve > 0,8 und p < 0,005), die als Diagnosetest genutzt werden k\u00f6nnten.<\/p>\n\n\n\n Die Beobachtung, dass die Stuhlproben der betroffenen Frauen im Vergleich signifikant geringere Mengen des bakteriellen Stoffwechselproduktes 4-Hydroxyindol (4HI) aufwiesen, veranlasste die Forschergruppe zu einer weiteren Untersuchung. Sie testeten die Wirkung des Metaboliten an M\u00e4usen, bei denen durch die Transplantation menschlicher Endometriosezellen die Krankheit provoziert wurde, und gaben einem Teil der Versuchstiere 4HI ins Futter. Das Verf\u00fcttern des Stoffwechselproduktes f\u00fchrte bei den Tieren zu einer deutlichen Reduktion der Endometrioseherde im Vergleich zu den Kontrollm\u00e4usen. 4-Hydroxyindol k\u00f6nnte wom\u00f6glich einen protektiven Effekt auf die Endometriose haben.<\/p>\n\n\n\n Die Daten best\u00e4tigen einen Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und -metabolom sowie der chronisch entz\u00fcndlichen Erkrankung Endometriose, wie das US-amerikanische Forscherteam schreibt. Offen bleibe die Frage, ob die ver\u00e4nderte Zusammensetzung die Erkrankung forciert oder sich infolge der Erkrankung Mikrobiom und Metabolom ver\u00e4ndern.<\/p>\n\n\n\n Eine direkte Kausalit\u00e4t l\u00e4sst sich auch aus Sicht von Prof. Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik in Erlangen, mit der vorliegenden Publikation nicht nachweisen. Eine m\u00f6gliche Verbindung schlie\u00dft er aber nicht aus, schlie\u00dflich reiht sich \u201edie vorliegende Publikation in eine gro\u00dfe Anzahl Ver\u00f6ffentlichungen ein, die eine Korrelation zwischen dem Mikrobiom des Darms, der Scheide und der Mundh\u00f6hle und verschiedenen immunologischen Erkrankungen postulieren\u201c, wie er dem Science Media Center sagt.<\/p>\n\n\n\n Einen potenziellen Nutzen sieht hingegen Prof. Peter Oppelt vom Kepler Universit\u00e4tsklinikum in Linz in dem Test. Er scheint nach seiner Einsch\u00e4tzung sehr spezifisch und praktikabel zu sein, wenn auch noch entsprechende Validierungsstudien durchlaufen werden m\u00fcssten. \u201eDer Bedarf f\u00fcr einen nicht invasiven Test ist sehr hoch und die Diagnostik oft noch ein Stiefkind bei Endometriose.\u201c<\/p>\n\n\n\n In Deutschland ist seit 2023 bereits ein nicht invasiver Test auf Endometriose verf\u00fcgbar. Bei diesem Speicheltest wird die Konzentration von 109 verschiedenen miRNA-Molek\u00fclen bestimmt und aus den Konzentrationsverh\u00e4ltnissen auf das Vorliegen einer Endometriose geschlossen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms und der bakteriellen Stoffwechselprodukte scheint bei Frauen mit Endometriose ein so charakteristisches Muster aufzuweisen, dass es wom\u00f6glich diagnostisch genutzt werden k\u00f6nnte. Bislang basiert diese Beobachtung allerdings auf rein pr\u00e4klinischen Daten.<\/p>\n Darmmikrobiom und -metabolom nehmen Einfluss auf zahlreiche physiologische Prozesse und damit auf die Gesundheit des Menschen. Manche Darmbakterien beispielsweise produzieren Metabolite und Molek\u00fcle, die im Zusammenhang mit Entz\u00fcndungsprozessen und kardiovaskul\u00e4ren Erkrankungen stehen. 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